Physiotherapie und Osteopathie bei Post und Long-Covid

In diesem Artikel erklären wir die Unterschiede zwischen Post- und Long-Covid und mögliche physiotherapeutische und osteopatische Behandlungsmöglichkeiten, die in unserer Praxis angeboten werden.

Wenn nach einer Covid-19-Infektion Symptome bestehen bleiben, ist es wichtig ärztliche Hilfe aufzusuchen, um eine bestmögliche Behandlung zu erhalten. Diese setzt sich meist aus Therapien aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen.

Unterschiede

Long Covid und Post Covid sind zwei Begriffe, die oft im Zusammenhang mit den Folgen einer Covid-19-Infektion verwendet werden, aber sie haben unterschiedliche Bedeutungen.

  • Long Covid bezieht sich auf Symptome, die während oder innerhalb von vier Wochen nach einer Covid-19-Infektion auftreten können. Diese Symptome können beispielsweise Müdigkeit, Muskelschwäche, Kurzatmigkeit, Husten, Fieber, Kopfschmerzen, Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns und psychische Symptome wie Depressionen oder Angstzustände umfassen. Long Covid-Symptome können bei Menschen auftreten, die an einer leichten oder schweren Covid-19-Infektion erkrankt sind und können auch nach einer asymptomatischen Infektion auftreten.
  • Post Covid hingegen bezieht sich auf Symptome, die mehr als vier Wochen nach einer Covid-19-Infektion auftreten und länger als zwölf Wochen andauern können. Die Symptome können sich von Person zu Person unterscheiden und umfassen beispielsweise chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Muskelschwäche, Schmerzen in Gelenken oder Muskeln, Brustschmerzen, Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen („brain fog“), Schlafstörungen, Depressionen oder Angstzustände. Post Covid kann Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen, auch wenn sie eine milde oder asymptomatische Covid-19-Infektion hatten.

Es gibt noch viel zu lernen über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Long Covid und Post Covid.

Physiotherapie

Die Physiotherapie kann bei der Behandlung von Long- und Post Covid-Patienten eine wichtige Rolle spielen, insbesondere durch Atemtherapie. Ziel der Atemtherapie ist es, die Lungenkapazität zu verbessern, die Atmung zu erleichtern, die Atemmechanik zu optimieren und die Muskulatur von Brustkorb und Zwerchfell zu entspannen, aber auch zu stärken.

Eine mögliche Übung für die Atemtherapie bei Long- und Post Covid-Patienten ist die sogenannte „Lippenbremse“. Bei dieser Übung sollte man sich in aufrechter Position auf einen Stuhl setzen, oder sich entspannt auf dem Rücken legen. Man atmet durch die Nase ein, danach werden die Lippen leicht geschlossen und die Luft langsam und gleichmäßig ausgeatmet. Dadurch entsteht ein sanftes „Bfff“-Geräusch. Die Übung sollte fünfmal hintereinander wiederholt werden und mehrmals am Tag durchgeführt werden.

Eine weitere Übung, die zur Verbesserung der Lungenkapazität beitragen kann, ist die sogenannte „Bauchatmung“. Bei dieser Übung liegt man auf dem Rücken, legt eine Hand auf den Bauch und atmet tief durch die Nase ein, sodass sich der Bauch nach oben hebt. Anschließend wird die Luft durch den Mund langsam ausgeatmet, während sich der Bauch wieder nach innen bewegt. Die Übung sollte mehrmals täglich wiederholt werden.

Neben diesen Übungen kann die Physiotherapie auch weitere Techniken einsetzen, um Schleim zu lösen und die Atmung zu erleichtern. Unsere Physiotherapeut*innen können eine individuelle Behandlungsstrategie für jeden Patienten entwickeln und gezielte Übungen empfehlen.

Osteopathie

Sowohl die Craniosacrale Therapie als auch die Viszerale Therapie sind alternative Behandlungsansätze, die bei Long- und Post Covid-Patienten eingesetzt werden können.

  • Die Craniosacrale Therapie konzentriert sich auf die Bewegungen und den Rhythmus der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit sowie auf die Schädelknochen, das Kreuzbein, die Membranen, die sie umgeben und auch die Nerven selber. Der Therapeut arbeitet mit sanften Berührungen, um Spannungen und Blockaden im Körper zu lösen, um das Nervensystem zu beruhigen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Häufig finden sich Blockaden auf Grund von Vernarbungen/Verklebungen durch das Virus. Die Therapie kann auch helfen, Schmerzen zu lindern, die Atmung zu erleichtern, die Gedächtnisfunktion zu verbessern und das Immunsystem zu stärken.
  • Die Viszerale Therapie hingegen konzentriert sich auf die inneren Organe und ihre Verbindungen zum restlichen Körper. Der Therapeut arbeitet auch hier mit sanften Berührungen, um Spannungen und Blockaden in den Organen und dem umgebenden Gewebe zu lösen, um die Funktion der Organe zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Die Therapie kann auch helfen, die Durchblutung zu verbessern, die Atmung zu erleichtern und das Immunsystem zu stärken.

Für Long- und Post Covid-Patienten kann sowohl die Craniosacrale Therapie als auch die Viszerale Therapie hilfreich sein, um ihre Symptome zu lindern und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Die Wahl der Therapie hängt jedoch von den individuellen Bedürfnissen und Symptomen des Patienten:

  • Bei Symptomen wie Müdigkeit, Chronische Fatigue, Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und „brain fog“, kann die Craniosacrale Therapie helfen die Beschwerden zu lindern.
  • Bei Symptomen wie chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Muskelschwäche, Schmerzen in Gelenken oder Muskeln und Brustschmerzen kann die Viszerale Therapie helfen die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Craniosacrale Therapie als auch die Viszerale Therapie alternative Behandlungsansätze sind, die bei Long- und Post Covid-Patienten eingesetzt werden können, um Symptome zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Die Wahl der Therapie hängt von den individuellen Bedürfnissen und Symptomen des Patienten ab.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Facebook-Gruppe „Long Covid Deutschland“ bietet eine Plattform für Post- und Long Covid-Patienten, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu bieten. Die Gruppe kann dazu beitragen, dass Patienten sich weniger allein fühlen und sich mit anderen Menschen austauschen können, die ähnliche Symptome erleben. Es können Informationen und Erfahrungen geteilt werden, die für andere Patienten und auch für das Gesundheitspersonal hilfreich sein können. Die Gruppe kann somit ein wichtiger Bestandteil der psychologischen Unterstützung für Post- und Long Covid-Patienten sein.

Quellen und weiterführende Links