Physiotherapie bei Schulterproblemen: Effektive Behandlungen und wissenschaftliche Erkenntnisse

In diesem Blogartikel geht es um zwei der häufigsten Schulterprobleme: Impingement und Frozen Shoulder. Wir klären Sie über physiotherapeutische Behandlungsmethoden und neueste Studienergebnisse dazu auf.

Schulterprobleme können das tägliche Leben stark beeinträchtigen, da die Schulter ein komplexes und hochbewegliches Gelenk ist. Zwei häufige Schulterprobleme sind das Schulterimpingement und die Frozen Shoulder (adhäsive Kapsulitis). Physiotherapie spielt bei beiden eine zentrale Rolle in der Behandlung. Im Folgenden werden die physiotherapeutischen Ansätze für beide Bedingungen erläutert.

Schulterimpingement

Was ist ein Schulterimpingement?

Das Schulterimpingement, auch als Engpasssyndrom bezeichnet, tritt auf, wenn die Sehnen der Rotatorenmanschette und/oder Schleimbeutel im Schultergelenk eingeklemmt werden. Dies führt zu Schmerzen und Entzündungen, insbesondere bei Bewegungen des Arms über den Kopf. Die Enge im Subakromialraum kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter wiederholte Überkopftätigkeiten, strukturelle Anomalien im Schultergelenk oder eine schlechte Haltung.

Funktion der Rotatorenmanschette und ihre Wirkung auf den Humeruskopf

Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln und deren Sehnen: Supraspinatus, Infraspinatus, Teres minor und Subscapularis. Diese Muskeln haben mehrere wesentliche Funktionen:

  • Stabilisierung des Humeruskopfes: Die Rotatorenmanschette zieht den Humeruskopf (Oberarmknochen) in die Gelenkpfanne (Glenoid) und hält ihn dort zentriert. Dies verhindert, dass der Humeruskopf bei Bewegungen des Arms nach oben gegen das Schulterdach (Acromion) gedrückt wird, was zu einem Impingement führen könnte.
  • Ermöglichen der Bewegung: Diese Muskeln sind für die Rotationsbewegungen des Arms verantwortlich und unterstützen auch bei Abduktion, Adduktion und anderen Bewegungen.
  • Dynamische Stabilisierung: Bei Bewegungen der Schulter sorgt die Rotatorenmanschette für eine dynamische Stabilisierung, indem sie die Kräfte ausbalanciert und kontrolliert.

Bedeutung der Haltung bei der Behandlung des Impingements

Eine schlechte Haltung kann zur Entwicklung oder Verschlimmerung eines Schulterimpingements beitragen. Hier sind die Gründe, warum die Haltung verbessert werden sollte:

  • Reduzierung der Enge im Subakromialraum: Eine vorwärts geneigte Kopf- und Schulterhaltung (Rundrücken) kann den Subakromialraum verkleinern, wodurch die Sehnen der Rotatorenmanschette und die Schleimbeutel leichter eingeklemmt werden. Eine verbesserte Haltung kann diesen Raum vergrößern und den Druck auf die Strukturen reduzieren.
  • Optimierung der Schultermechanik: Eine korrekte Haltung fördert eine gesunde Biomechanik der Schulter. Dies beinhaltet eine bessere Ausrichtung des Schulterblatts, was die Effizienz der Rotatorenmanschette bei der Stabilisierung des Humeruskopfes erhöht.
  • Verminderung muskulärer Dysbalancen: Eine schlechte Haltung kann zu muskulären Ungleichgewichten führen, bei denen bestimmte Muskeln überaktiv und andere zu schwach sind. Physiotherapie zielt darauf ab, diese Dysbalancen zu korrigieren und die Muskeln der Rotatorenmanschette sowie die Haltungsstabilisatoren zu stärken.

Spezifische physiotherapeutische Maßnahmen

  • Kräftigungsübungen: Ziel ist es, die Rotatorenmanschette zu stärken, um die Stabilität des Humeruskopfes zu verbessern. Dazu gehören Übungen wie Innen- und Außenrotation mit Therabändern oder kleinen Gewichten.
  • Dehnübungen: Diese zielen darauf ab, die Flexibilität der Schulter zu erhöhen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
  • Haltungskorrekturen: Übungen, die die Haltung verbessern, wie Rückendehnungen, Schulterblattübungen und Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur.
  • Skapulastabilisierung: Übungen zur Verbesserung der Stabilität und Beweglichkeit des Schulterblatts, wie das „Scapula Setting“ und gezielte Scapula-Kräftigungsübungen.
  • Manuelle Therapie: Techniken zur Mobilisierung der Gelenke und zur Linderung von Muskelverspannungen.
  • Kinesiotape: Die korrekte Anlage von elastischen Tapes an der Schulter kann Verspannungen und fasziale Verklebungen lösen
  • Myofasziale Triggerpunktterapie: Aktivierte Triggerpunkte im Gewebe werden durch Druck behandelt, somit können Schmerzen reduziert werden.

In der Studie von 2022: Subacromial Impingement Syndrome: A Systematic Review of Existing Treatment Modalities to Newer Proprioceptive-Based Strategies (https://www.cureus.com/articles/) werden Techniken wie Kinesiotape, myofasziale Triggerpunkt-Therapie, Scapulastabilisierung und Widerstandstraining als sinnvoll erwiesen.

Chirurgischer Eingriff oder Krankengymnastik?

Die Studie „Outcomes of Subacromial Decompression versus Exercise in Patients with Subacromial Pain Syndrome: A Randomized Clinical Trial“ untersucht die Wirksamkeit von subakromialer Dekompression (OP bei Schulterimpingement) im Vergleich zu Übungen bei Patienten mit subakromialem Schmerzsyndrom. (Impingement)

Ergebnisse der Studie

  • Schmerzlinderung: Beide Behandlungsgruppen (subakromiale Dekompression und Übungen) zeigten eine signifikante Schmerzlinderung, jedoch gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
  • Funktionsverbesserung: Beide Methoden führten zu Verbesserungen der Schulterfunktion, ohne dass eine Methode der anderen überlegen war.
  • Langzeiteffekte: Langfristig (über 12 Monate) zeigten beide Behandlungsansätze ähnliche Ergebnisse in Bezug auf Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung.

Die Autoren der Studie betonen, dass sowohl subakromiale Dekompression als auch strukturierte Übungsprogramme effektive Behandlungsoptionen für Patienten mit subakromialem Schmerzsyndrom sind. Aufgrund der vergleichbaren Ergebnisse empfehlen die Autoren, weniger invasive Methoden wie Übungen als erste Behandlungsoption zu betrachten.

Mehr Details finden Sie unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8860700/

Frozen Shoulder

Was ist Frozen Shoulder?

Frozen Shoulder, auch bekannt als adhäsive Kapsulitis, ist eine Erkrankung des Schultergelenks, die durch Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit gekennzeichnet ist. Diese Störung durchläuft typischerweise drei Phasen:

  1. Einfrieren (Freezing): Starke Schmerzen und zunehmende Bewegungseinschränkungen.
  2. Gefroren (Frozen): Schmerzen können abnehmen, aber die Beweglichkeit bleibt stark eingeschränkt.
  3. Auftauen (Thawing): Die Beweglichkeit kehrt allmählich zurück, und die Schmerzen lassen nach.

Der genaue Auslöser der Frozen Shoulder ist oft unbekannt, sie kann jedoch nach Verletzungen oder Operationen auftreten und ist häufig mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes assoziiert.

Physiotherapeutische Behandlung von Frozen Shoulder

Die physiotherapeutische Behandlung spielt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Frozen Shoulder. Das Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die normale Funktion der Schulter wiederherzustellen. Hier sind einige der gängigen physiotherapeutischen Ansätze:

  1. Mobilisationstechniken: Sanfte Mobilisationstechniken und Dehnübungen helfen, die Beweglichkeit der Schulter zu verbessern.
  2. Schmerzlindernde Maßnahmen: Anwendung von Wärme- und Kältebehandlungen, Ultraschalltherapie und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zur Schmerzlinderung.
  3. Kraft- und Stabilisationsübungen: Gezielte Übungen zur Stärkung der Schultermuskulatur und Stabilisierung des Schulterblatts.

Vergleichende Studien zur Behandlung von Frozen Shoulder

Studie 1: Manipulation unter Anästhesie versus nicht-chirurgische Behandlung

Die Studie „Manipulation under Anesthesia versus Non-Surgical Treatment for Patients with Frozen Shoulder Contracture Syndrome: A Systematic Review“ liefert wichtige Einblicke in die Wirksamkeit von Manipulation unter Anästhesie im Vergleich zu anderen nicht-chirurgischen Behandlungen.

  • Vergleich der Behandlungen: Beide Behandlungsansätze, Manipulation unter Anästhesie und nicht-chirurgische Methoden, zeigen signifikante Verbesserungen bei Schmerz und Funktion, ohne dass eine Methode klar überlegen ist.
  • Langzeitwirkungen: Über einen Zeitraum von 12 Monaten zeigten beide Methoden ähnliche Ergebnisse.

Weitere Informationen unter: https://www.jmptonline.org/article/S0161-4754(23)00031-3/abstract

Studie 2: Funktionelles Schulterblattstabilisationstraining

Die Studie „Effect of Functional Scapular Stabilization Training on Function and Pain in Frozen Shoulder Syndrome: A Randomized Controlled Trial“ untersuchte die Wirksamkeit von funktionellem Schulterblattstabilisationstraining im Vergleich zu standardmäßiger Physiotherapie.

  • Schmerzreduktion: Es gab eine signifikante Verbesserung im Shoulder Pain and Disability Index und der numerischen Schmerzbewertungsskala in der Trainingsgruppe.
  • Funktionsverbesserung: Erhebliche Verbesserung des Bewegungsausmaßes (ROM) in der äußeren Rotation.
  • Schlussfolgerung: Das Stabilisationstraining verbesserte Funktion und Schmerz besser als die Standardtherapie.

Weitere Informationen unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37452810/

Fazit

Diese und auch andere Schulterproblematiken können einen hohen Leidensdruck auslösen. Zögern Sie nicht, eine Behandlung zu beginnen und wenden Sie sich an die Physiotherapie am Sendlinger Tor, um von erfahrenen und spezifisch ausgebildeten Therapeuten behandelt zu werden.