Aktuelle Studien zeigen: Bewegungstherapie hat positiven Einfluss auf Behandlung von Long Covid

Effektive Übungen und Behandlungsmöglichkeiten, die Ihre Heilungsdauer reduzieren können: Inspiratorisches Muskeltraining, Ausdauertraining und multikomponente Programme reduzieren Atemnot und verbessern die Lebensqualität.

Die Pandemie hat uns nicht nur durch die akuten Krankheitsverläufe von COVID-19 herausgefordert, sondern auch durch die langfristigen Folgen, die bei vielen Betroffenen auftreten, bekannt als Long Covid. Patienten, die Long Covid erleben, berichten häufig von anhaltender Müdigkeit, Atemnot, Muskelschwäche und anderen belastenden Symptomen. Glücklicherweise zeigen mehrere aktuelle Studien, dass gezielte Bewegungstherapie eine vielversprechende Rolle bei der Linderung dieser Symptome spielen kann. Hier sind die Details zu den spezifischen Übungen und Behandlungen, die in verschiedenen Studien verwendet wurden.

Inspiratorisches Muskeltraining (IMT)

Eine bedeutende Studie von McNarry et al. (2022) untersuchte die Auswirkungen von inspiratorischem Muskeltraining (IMT) bei der Behandlung von COVID-19-Erkrankten. Diese randomisierte kontrollierte Studie umfasste 281 Teilnehmer, die ein achtwöchiges IMT-Programm durchführten. Die IMT-Gruppe verwendete ein handgehaltenes Gerät, das mit einem Computer oder Smartphone verbunden war und biofeedback-gesteuerte Atemübungen ermöglichte.

Durchführung

Die Teilnehmer führten drei unsupervisierte IMT-Sitzungen pro Woche durch, jeweils mit bis zu sechs Blöcken von sechs Inspirationen. Die Ruhezeiten zwischen den Inspirationen wurden schrittweise von 40 auf 10 Sekunden reduziert, was zu maximalen Sitzungsdauern von 20 Minuten führte.

Vor jeder Sitzung führten die Teilnehmer eine maximale inspiratorische Anstrengung von der Residualkapazität aus durch, um den Maximalen inspiratorischen Druck zu bestimmen.

Der maximale inspiratorische Druck (MIP) ist ein Maß für die Stärke der Atemmuskulatur. Er wird bestimmt, indem die Teilnehmer eine maximale inspiratorische Anstrengung von der Residualkapazität (dem kleinsten Lungenvolumen nach maximaler Ausatmung) aus durchführen. Dazu atmen die Teilnehmer vollständig aus und dann so stark wie möglich gegen einen Widerstand ein. Dieser Druck wird mithilfe eines speziellen Geräts gemessen, das die erzeugte Druckkraft in Zentimetern Wassersäule (cmH₂O) anzeigt. Der MIP gibt somit Aufschluss über die Kraft der Atemmuskulatur.

Trainingseinheiten: Das inspiratorische Muskeltraining funktioniert, indem die Teilnehmer gegen einen Widerstand einatmen, der durch das Gerät erzeugt wird. Dieser Widerstand trainiert die Atemmuskulatur, ähnlich wie Gewichte die Skelettmuskulatur trainieren. Durch das regelmäßige Training wird die Muskelkraft erhöht.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen der Atemnot und der Fitness. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe berichteten über eine deutliche Reduktion der Atemnot und eine Verbesserung der inspiratorischen Muskelstärke im Vergleich zur Kontrollgruppe​.

Ausdauertraining

Romanet et al. (2022) untersuchten in ihrer Studie die Wirksamkeit eines strukturierten Ausdauertrainingsprogramms bei der Verbesserung der Atemnot bei Long-COVID-Patienten. Die Studie umfasste 60 Teilnehmer. Die Interventionsgruppe führte ein zwölfwöchiges Trainingsprogramm, das sowohl aerobes Training als auch Krafttraining umfasste. Die Kontrollgruppe bekam nur Physiotherapie.

Übungen der Interventionsgruppe

  • Aerobes Training: Die Teilnehmer führten dreimal wöchentlich moderates bis intensives aerobiles Training durch, wie z.B. Laufen, Radfahren oder Schwimmen, jeweils für etwa 30-45 Minuten.
  • Krafttraining: Zusätzlich zum aeroben Training führten die Teilnehmer zweimal wöchentlich Kraftübungen durch, die große Muskelgruppen ansprachen. Dies umfasste Übungen wie Kniebeugen, Liegestütze und Gewichtheben.

Ergebnisse

Das Training führte, sehr viel deutlicher als bei der Kontrollgruppe, zu einer erheblichen Reduktion der Atemnot und Müdigkeit, was die allgemeine Lebensqualität der Patienten verbesserte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ausdauertraining ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation für Long-COVID-Patienten sein kann​

Multikomponenten-Trainingsprogramm

Eine weitere wichtige Studie befasste sich mit den langfristigen Vorteilen eines multikomponenten Trainingsprogramms bei Long-COVID-Patienten. Diese Studie umfasste 39 Teilnehmer, die ein strukturiertes Trainingsprogramm durchführten, das aerobes Training, Krafttraining und Atemübungen umfasste. Das Programm wurde über einen Zeitraum von acht Wochen durchgeführt.

Übungen und Behandlungen

  • Aerobes Training: Wie in der vorherigen Studie beinhaltete dies Aktivitäten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen.
  • Krafttraining: Ebenfalls ähnlich wie in der vorherigen Studie wurden Übungen zur Stärkung großer Muskelgruppen durchgeführt.
  • Atemtherapie: Zusätzliche Atemübungen wie Zwerchfellatmung, Atemmuskulaturtraining und kontrollierte Atmungstechniken wurden integriert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in der Reduktion von Atemnot und Müdigkeit sowie eine Verbesserung der funktionellen Kapazität und der Lebensqualität der Teilnehmer. Die Studie betonte die positiven Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit, einschließlich verbesserter Herzfrequenzvariabilität und erhöhter Belastungstoleranz.

Atemtherapie

Ein kritischer Review zur Atemtherapie bei COVID-19-Patienten untersuchte verschiedene Techniken zur Verbesserung der Atemfunktion und Lebensqualität. Die Review stellte fest, dass Atemtherapie, einschließlich Atemmuskeltraining, Hustenübungen und Zwerchfelltraining, signifikante Verbesserungen in der Lungenfunktion und Lebensqualität bei Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bewirken kann.

Übungen und Behandlungen

  • Atemmuskeltraining: Übungen zur Stärkung der Atemmuskulatur, wie z.B. das Einatmen gegen einen Widerstand.
  • Hustenübungen: Techniken zur Förderung eines effektiven Hustens, um Sekrete aus den Atemwegen zu entfernen.
  • Zwerchfelltraining: Übungen zur Förderung der Zwerchfellatmung, um die Atemeffizienz zu verbessern.

Fazit

Die oben genannten Studien zeigen deutlich, dass Bewegungstherapie eine wichtige Rolle bei der Rehabilitation von Long-COVID-Patienten spielen kann. Inspiratorisches Muskeltraining, Ausdauertraining und multikomponenten Trainingsprogramme haben sich als wirksam erwiesen, um die Atemnot zu reduzieren, die funktionelle Kapazität zu verbessern und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.

Die Integration dieser Trainingsprogramme in die Nachsorge von Long-COVID-Patienten kann dazu beitragen, die langfristigen Auswirkungen der Krankheit zu mindern und den Patienten zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen.

Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, an Long-COVID-Symptomen leidet, könnte die Teilnahme an einem strukturierten Bewegungstherapieprogramm eine wirksame Methode zur Verbesserung der Lebensqualität sein. Aber auch die Kombination mit Atemtherapie bringt große Erfolge. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder unseren Physiotherapeuten, um herauszufinden, welches Programm für Ihre speziellen Bedürfnisse am besten geeignet ist.