Ein Kreuzbandriss zählt zu den häufigsten Verletzungen im Kniegelenk, besonders bei sportlich aktiven Menschen. Die Verletzung betrifft nicht nur Leistungssportler, sondern kann auch im Alltag auftreten – etwa durch einen unglücklichen Sturz oder ein Verdrehen des Knies. In diesem Artikel erfährst du, welche Formen es gibt, wie man die häufigste Form erkennt, welche Symptome typisch sind, wie die Diagnostik erfolgt und wie lange die Heilungsdauer beträgt. Außerdem zeigen wir, wie die Physiotherapie bei der Behandlung unterstützt und welche Rolle Tapen dabei spielt.
Formen des Kreuzbandrisses
Im Knie befinden sich zwei Kreuzbänder:
- Vorderes Kreuzband (VKB)
- Hinteres Kreuzband (HKB)
Beide stabilisieren das Kniegelenk, indem sie das Schienbein gegenüber dem Oberschenkelknochen in seiner Position halten.
- Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB-Ruptur): Dies ist die häufigste Form eines Kreuzbandrisses. Rund 80–90 % aller Kreuzbandverletzungen betreffen das vordere Kreuzband.
- Riss des hinteren Kreuzbandes (HKB-Ruptur): Kommt deutlich seltener vor und entsteht meist durch direkte Gewalteinwirkung, z. B. bei Verkehrsunfällen oder starken Stößen auf das Schienbein.
Ursachen eines Kreuzbandrisses
Die häufigsten Ursachen sind:
- Sportverletzungen: Besonders bei Sportarten mit abrupten Richtungswechseln, Sprüngen oder Körperkontakt (Fußball, Basketball, Handball, Skifahren).
- Unfälle: Stürze, Verkehrsunfälle oder Verdrehungen des Knies im Alltag.
- Überlastung oder Vorschäden: Instabile Bänder, schwache Muskulatur oder Fehlstellungen können das Risiko erhöhen.

Symptome
Ein Kreuzbandriss äußert sich meist sehr plötzlich und deutlich:
- Knall oder Reißgeräusch beim Unfallhergang
- Starkes Schmerzereignis direkt im Moment der Verletzung
- Instabilitätsgefühl („Wegknicken“ des Knies)
- Schnelles Anschwellen durch Einblutung im Gelenk
- Eingeschränkte Beweglichkeit und Belastungsschmerzen
Diagnostik
Ein Kreuzbandriss lässt sich durch verschiedene klinische und bildgebende Verfahren feststellen:
- Anamnese & Unfallhergang: Der Arzt fragt nach dem genauen Bewegungsablauf, dem Knallgeräusch und dem Zeitpunkt des Schmerzes.
- Klinische Tests: Spezielle Handgriffe wie der Lachman-Test, der Schubladentest oder der Pivot-Shift-Test geben Aufschluss über die Stabilität des Kreuzbandes.
- Bildgebung:
- MRT (Magnetresonanztomographie) ist der Goldstandard, da hier der Riss des Bandes direkt sichtbar gemacht werden kann.
- Röntgen wird ergänzend eingesetzt, um Knochenverletzungen auszuschließen.
- Körperliche Untersuchung: Prüfung auf Schwellung, Bewegungsausmaß und Begleitverletzungen (Meniskus, Seitenbänder).
Wichtig: Eine sichere Diagnose kann nur durch einen Facharzt gestellt werden.

Heilungsdauer
Die Heilungsdauer hängt von der Form des Risses, der Behandlung (operativ oder konservativ) und der individuellen Konstitution ab:
- Vorderer Kreuzbandriss (operiert, mit Transplantat): ca. 9–12 Monate bis zur vollständigen Sportfähigkeit.
- Vorderer Kreuzbandriss (konservativ behandelt): ca. 6–9 Monate, abhängig von der muskulären Stabilität.
- Hinterer Kreuzbandriss: häufig 9–12 Monate.
Ein entscheidender Faktor ist die konsequente und individuell abgestimmte Physiotherapie.
Behandlung in der Physiotherapie
Die Physiotherapie beginnt in der Regel unmittelbar nach der Akutversorgung. Sie ist sowohl nach einer Operation als auch bei konservativer Behandlung der Schlüssel zum Erfolg.
Schwerpunkte der Physiotherapie:
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Akutphase (erste Wochen):
- Schwellungsreduktion durch Manuelle Lymphdrainage und Kälteanwendungen
- Entlastende Positionen und vorsichtige Mobilisation
- Erste Aktivierung der Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) durch gezielte Krankengymnastik
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Aufbauphase (Wochen 3–12):
- Verbesserung der Beweglichkeit durch Manuelle Therapie
- Muskelaufbau an Oberschenkel, Hüfte und Rumpf
- Schmerzlinderung und Lockerung von Begleitverspannungen durch Massage
- Ergänzend kann auch die Osteopathie eingesetzt werden, um Funktionsstörungen ganzheitlich zu behandeln
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Funktionelle Phase (Monate 3–6):
- Stabilisationsübungen, Gleichgewichtstraining, Einbeinstand
- Sportartspezifisches Training, abgestimmt auf den Patienten
- Fortführung der Krankengymnastik mit höherer Belastungssteigerung
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Return-to-Sport (ab Monat 6–12):
- Belastungstests, Sprungübungen und Bewegungsabläufe aus der jeweiligen Sportart
- Mentales Training, um die Angst vor erneuten Verletzungen abzubauen
- Ergänzend weiterhin gezielte Manuelle Therapie und Osteopathie, um letzte Bewegungseinschränkungen zu lösen
Diese Kombination aus Krankengymnastik, Manueller Therapie, Massage, Lymphdrainage und Osteopathie wird individuell auf den Heilungsverlauf angepasst. Sie unterstützt sowohl Patienten nach einer Operation als auch bei konservativer Behandlung.

Fazit
Ein Kreuzbandriss ist eine ernsthafte Verletzung, die Geduld, Disziplin und eine strukturierte Physiotherapie erfordert. Besonders häufig betroffen ist das vordere Kreuzband, das vor allem bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln verletzt wird. Wer frühzeitig die Symptome erkennt und konsequent behandelt, hat sehr gute Chancen, wieder vollständig belastbar zu werden.